Sonntag, 20. Mai 2007

Valle Maggia / Ponte Brolla 17.5.2007-20.5.2007

Mit der Highlive Adventuregroup ins Tessin zum klettern gefahren. Joggl holt mich kurz vor 6:00 ab und zu fünft eingezwängt zwischen vielen Gepäckstücken geht es erst zur Raststation Tofana Tirol. Dort treffen wir David und March, welche uns etwas Gepäck abnehmen. Bei strömenden Regen tingeln wir durch die Schweiz. Unsere Hoffnung auf schönes Wetter bekommt bei Schneefall am San Bernardino Pass einen ganz schönen Dämpfer und so ist auch bei der Ankunft am Campingplatz Piccolo Paradiso der Himmel bedeckt. Macht aber nichts zuerst einmal eine Pizza verdrückt. Schon während dem Essen können wir erste Löcher in der Wolkendecke erspähen und um ca. 13:00 scheint tatsächlich die Sonne. Also auf zu den Kletterfelsen im Sektor Speroni.


Sperone / Quarzo (6+)

Da in der Quarzo schon einiger Andrang herrschte beschlossen Marina und ich zuerst über die Zombillo einige Seillängen nach oben zu klettern. Da wir heute das erste Mal gemeinsam eine mehrseillängen Tour kletterten, konnten wir so unsere Seiltechniken aufeinander abstimmen. Da wir eigentlich von Anfang an eine schön flüssige Klettergeschwindigkeit erreichten, beschlossen wir die Tour über die Quarzo zu beenden. Im oberen Bereich wurde die Tour erst richtig interessant und so waren wir froh die unteren Platten endlich hinter uns zu haben um im steileren Gelände endlich auch einmal die Hände einsetzen zu können. Am Stand hielten wir mit zwei älteren Kletterern aus Deutschland immer wieder ein nettes Schwätzchen und so verging der Tag wie im Fluge.


Alhambra (7+)

Beflügelt von unserer gestrigen Kletterleistung beschlossen Marina und ich heute die Alhambra zu versuchen. Sollten wir zu langsam sein wäre ein Rückzug in einer solchen Tour noch gut vertretbar. Am Einstieg trafen wir die beiden Kletterer von gestern wieder und so verging auch die Wartezeit bis sich alle Seilschaften eingeordnet hatten recht kurzweilig. Endlich um 10:00 waren wir an der Reihe, zuerst noch als letzte Seilschaft kletternd sollte bald eine Familie zu uns aufschließen, welche aber nur einige Seillängen im unteren Bereich der Tour kletterten. Bald waren wir wieder die letzte Seilschaft in den glatten Platten. So mussten wir an den Ständen zwar immer wieder warten, aber wenigstens stresste uns wenigstens keine Seilschaft von hinten. Da wir eigentlich nie den Anschluss an die vorderen Seilschaften verloren, waren wir frohgemutes die heutige Kletterei in adäquater Zeit hinter uns zu bringen. Nach den extrem glatten Platten kam eine etwas gesuchte Kletterei mit der eigenartigen Schlüsselstelle in waldigem Gelände. Aus Zeitgründen begrub ich hier meine Freikletterprinzipien und mit einem beherzten Griff in die Schlinge war auch diese Stelle schnell überwunden. Im obersten Bereich wartet dann wirklich schöne steile Granitkletterei auf uns. Leider ist vor unseren neuen Bekannten (im Gipfelbuch lesen wir, dass sie Werner und Ekkehard heißen) eine sehr langsame Seilschaft unterwegs und so schmerzen die Zehen auf dem immer heißer werdenden Granit ganz schön. Nach 8 ½ Stunden Kletterzeit, welche wir größtenteils wartend an Ständen hinter uns gebracht haben waren wir endlich am letzten Stand angekommen.



Gemeinsam mit Ekkehard und Werner brachten wir die Abseilstellen schnell hinter uns. Leider passierte mir beim Abseilen ein Missgeschick und so trat ich einen Stein auf eine weiter unten kletternde Seilschaft los. Der Stein traf den Kletterer knapp über dem Knöchel und verursachte einen ordentlichen Blauen. Sorry nochmals tut mir wirklich leid. Kurz vor dem Dunkel werden kamen wir endlich am Campingplatz an und die anderen begrüßten uns schon mit Lagerfeuer, Gegrilltem und um den Flüssigkeitshaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen, kaltem Bier.


Scaladri / Fantasia (7-)

Marina wollte nach der gestrigen Tour gemütlich in den Klettergarten gehen und so bildeten Bu@ und ich eine Seilschaft. Werner und Ekkehard hatten uns gestern die Tour Taroc am Scaladri empfohlen. Da diese Tour allerdings einige Schlüsselstellen in siebener Platten hatte suchte ich im Führer nach einer etwas leichteren Tour. Da ich sowieso meinen Umgang mit Friends und Keilen im Granit etwas verbessern wollte viel unsere Wahl auf die etwas leichtere dafür aber auch schlechter abgesicherte Fantasia. Sie hatte zwar nur 2 Sterne im Führer, wir hofften allerdings, dass dieser Umstand einige Leute abschrecken würde. Ein kurzer Verhauer bremste unseren Tatendrang, doch nach einem kurzen Abseiler waren wir wieder auf dem richtigen Weg. Die 7- Plattenstelle stellte meine sehr zerschlissenen Alpinkletterpatschen (nach dem gestrigen Tag protestierten meine Füße einfach gegen die engen Sportkletterschuhe) zwar vor eine schwierige Aufgabe, doch nach einiger Wüterei gelang mir auch diese Stelle. Danach folgten noch gut 10m über einen Piazriss der gut selbst abzusichern ging zum Stand. Danach ging es in sehr abwechselnder Kletterei immer weiter nach oben. An einer heikleren Stelle konnte auch Bu@ seinen ersten Link Cam einsetzen und so konnten wir beide die heutige Tour richtig genießen. Im oberen Bereich erwarten uns wunderschöne ausgewaschene Felsstrukturen. Das Gelände weist kaum Risse auf und so freuen wir uns über jeden Bohrhaken in den glatten Platten.



Ich beziehe einen gemütlichen Stand in einer ausgewaschenen Mulde, welche sich als Fernsehcouch perfekt eignen würde.



In den Steilaufschwüngen ziehen sich immer wieder griffige Risse durch den Fels.



Zum Schluss zieht noch einmal eine sehr glatte Platte mit einem ordentlichen Bohrhakenabstand zu einem lauschigen Standplatz, allerdings ist die Tour meiner Meinung nach sehr intelligent gebohrt und so kann vor den schwersten Stellen immer geklickt werden. Ich sichere Bu@ noch über die schwere Platte, bevor er eine recht kurze aber knackige und mit nur einem Bohrhaken abgesicherte Seillänge zum Abstieg ausquert.



Die angeschrieben 25 Minuten vom Ausstieg bis nach Avegno schaffen wir zwar nicht, der Abstieg ist Landschaftlich allerdings wunderschön und auch relativ unkompliziert. Da uns der Weg direkt zum Campingplatz leitet, können wir auch noch das wirklich hübsche Örtchen bewundern.



Insgesamt waren wir überrascht, dass die Tour nur mit 2 Sternen im Führer bewertet war, mir gefiel die Kletterei wesentlich besser als in der Alhambra, es war sogar bisher eine meiner schönsten Granittouren. Aber vielleicht konnten wir die Tour besser genießen, da die Anforderungen an die Kletterschwierigkeiten doch ein ganzes Stück geringer ausfielen.
Abends trafen wir uns noch mit Ant, Becks und Simon aus dem forum.outdorseiten.net und so verbrachten wir einen gemütlichen Abend beim Wein (Danke an Becks nochmals fürs "aushelfen").
Da die Finger und Zehen langsam nach einer Pause riefen fuhren wir am letzten Tag alle gemeinsam in einen kleinen Klettergarten (der Blick auf die Wände von Ponte Brolla hat uns bei diesem Massenansturm schnell umdrehen lassen), und genossen noch einen gemütlichen Urlaubsausklang in sehr leichten perfekt eingebohrten Touren.

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